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Blockchain: Praktische Anwendungen in der pharmazeutischen Lieferkette (Teil V)

Dieser Blogartikel ist Teil einer Serie und eine übersetzte und gekürzte Version unseres englischen Reports Blockchain: A Practical Guide to Blockchain Solutions for the Pharmaceutical Supply Chain. Der erste Teil behandelt die Probleme mit denen sich Lieferketten im neuen Jahrzehnt konfrontiert sehen, der zweite Teil ist eine Einführung in die Blockchain Technologie und der letzte Teil dreht sich um die verschiedenen Netzwerkformen, die existieren. Dieser Artikel behandelt die verschiedenen Arten des Einsatzes von Blockchain-Technologie in der pharmazeutischen Lieferkette.

Der gesamte Report kann hier heruntergeladen werden.


PRAKTISCHE ANWENDUNGEN VON BLOCKCHAIN IN DER PHARMAZEUTISCHEN LIEFERKETTE

Blockchains besondere Eigenschaften wie Transparenz und Überprüfbarkeit durch Behörden, das Automatisierunspotenzial durch Smart-Contracts oder die einzigartige Datensicherheit versprechen eine Vielzahl aktueller Probleme in den pharmazeutischen Lieferketten zu lösen.

Produktfälschungen

Die Pharmaindustrie steht unter enormem Druck Fälschungen und Manipulation von Medikamenten einzudämmen. Nach einem aktuellen Report von PWC wurden alleine in 2015 mehr als 4 Millionen gefälschte Tabletten von deutschen Behörden beschlagnahmt; in Entwicklungsländern in Afrika nehmen gefälschte Medikamente bis zu 70 % des gesamten Marktvolumens ein.[1] US Behörden reagierten daraufhin mit dem Drug Supply Chain Security Act (DCSA) und die EU mit der Falsified Medicine Directive 2011/62/EU, die beide ein Identifikationssystem vorschreiben, mit dem Medikamente lückenlos verfolgt werden können.[2]

Blockverify ist ein Britisches Start-up, das in Zusammenarbeit mit Pixelplex eine auf Blockchain basierende Lösung entwickelt hat, um Produktfälschungen zu verhindern. Existierende Lösungen haben einige entscheidende Nachteile gegenüber Blockchain basierten Systemen, da deren Identifikatoren manipuliert oder dupliziert werden können. Die vorgeschlagene Lösung beinhaltet das Generieren einer einmaligen Identität für jedes Produkt, die anschließend in einer auf der Graphene-Blockchain entwickelten Datenbank gespeichert wird. Der Marker wird an allen Stationen der Lieferkette eingelesen und ermöglicht somit eine permanente Speicherung aller Standorte, Besitzerwechsel und Transfers auf der Blockchain. Das System unterstützt bis zu 3000 Transaktionen pro Sekunde und ermöglicht allen teilnehmenden Parteien, jederzeit Zugriff auf relevante Daten zu haben und alle Transaktionen einzusehen.[3]

Temperaturkontrolle

Die globale Pharmaindustrie ist fast $1,2 Trillionen schwer und gegenwärtige Projektionen gehen von einem weiteren Anstieg von 41 % bis 2021 aus. Produkte die temperaturkontrollierte Lagerung oder Transporte benötigen stellen $283 Milliarden des Gesamtvolumens dar und werden um weitere 70 % in derselben Zeitspanne anwachsen während ungekühlte Pharmaprodukte um 32 % weiter anwachsen werden.[4]

Das Schweizer Start-up Modum ist spezialisiert auf Supply Chain Monitoring Solutions mit einem Fokus auf temperatursensitive Waren wie Pharmazeutika. Ihr erstes Produkt ist ein GDP (Good Distribution Practice) zertifizierter IoT-Sensor, ModSense genannt, der Temperaturen aufzeichnet und sich in existierende Track & Trace Systeme, die auf QR-Codes basieren, integrieren lässt. Die sendungsspezifischen Temperaturparameter werden vor Versand in das Gerät eingegeben und in einem Smart-Contract gespeichert, der mit einem auf der Verpackung aufgebrachten QR-Code synchronisiert wird. Während des Transportes werden die Umgebungstemperaturen durch den Sensor aufgezeichnet und bei Ankunft mit den im Smart-Contract gespeicherten Anforderungen verglichen. Das Blockchain-System verspricht manipulationssichere Aufzeichnungen und einfachen Zugang für Behörden.[5]

Identitätsmanagement

Firmen sammeln eine Menge an Informationen über ihre Klienten und Mitarbeiter, um eine Identifikation zu ermöglichen. Diese Sammlung an persönlichen Informationen wird oft auf unzureichende Weise gespeichert und stellt ein großes Datenschutz-Risiko dar. Identitätsdiebstahl wird zu einem immer größer werdenden Problem, aktuelle Datenschutzregulierungen wie die General Data Protection Regulation der EU haben die Eigenverantwortung der Firmen im Visier. Abgesehen davon gibt es um die 7 Milliarden Internet-aktivierte Geräte und aktuelle Schätzungen gehen von einem weiteren Wachstum auf 22 Milliarden bis 2015 aus.[6] IoT-Geräte wie Sensoren oder Überwachungsgeräte müssen sensible Daten auf sichere Art managen, um Zugang zu verschiedenen Systemen zu erhalten; aber gegenwärtige Lösungen sind unsicher und Systeme fragmentiert.

uPort hat zusammen mit der Global Legal Identifier Foundation (GLEIF), die das Ausstellen von mehr als 1,5 Millionen Coorporate Identities auf der ganzen Welt abwickelt, nach einer Lösung gesucht. Gemeinsam wurde eine Proof-of-Concept Plattform mit der Société Générale, der Banque de France und dem französischen Statistikbüro entwickelt, um Legal Entity Identifiers (LEIs) auszustellen. Die Plattform ermöglichte es, validierbare Dokumente auszustellen und zu speichern in dem sie die notwendigen Behörden und Antragsteller miteinander verbindet und es Mitarbeitern ermöglicht legale Dokumente mittels mobiler App zu unterschreiben sowie den regulierenden Behörden erlaubt diese Unterschriften zu validieren. Jeder Mitarbeiter hat seinen eigenen Account mit persönlichen Daten, welcher es ihm erlaubt, Verifikationsprozesse abzuwickeln ohne die persönlichen Daten zu kompromitieren. Persönliche Informationen können nicht öffentlich eingesehen werden, gleichzeitig erlaubt das System Behörden aber die Einsicht und sichert somit die Privatssphäre.[7]

Andere Anwendungen wie internationale Zahlungen, Überprüfbarkeit der Herkunft eines Produktes oder Smart-Inventory-Management sind weitere Beispiele für die vielfältige Anwendbarkeit von Blockchaintechnologie und werden detailliert in unserem Report ausgeführt, da dies sonst den Rahmen dieser Publikation sprengen würde.

Blockchain wird allgemein als revolutionäre Technologie gesehen, die enormes transformatives Potenzial hat, allerdings ist es wichtig, realistisch zu bleiben; die Technologie steckt noch in der Entwicklung und muss noch einige Hürden überwinden. Der nächste Teil dieser Serie wird sich den technischen und rechtlichen Herausforderungen widmen, die bewältigt werden müssen, bevor wir von Adoption sprechen können.


Quellen (Eigene Übersetzung)

[1] Fighting Counterfeit Pharmaceuticals, PWC, 29.06.2017. Accessed 21.01.2020, https://www.strategyand.pwc.com/gx/en/insights/2017/counterfeit-pharmaceuticals.html
[2] Cf. Tom Lyons and Ludivic Courcelas, Blockchain in Trade Finance and Supply Chain, EU Blockchain Observatory, 9 December 2019. Accessed 02.02.2020, https://www.eublockchainforum.eu/sites/default/files/ report_supply_chain_v1.pdf
[3] Cf. Work, ‘Work’, Pixelplex. Accessed 04.02.2020, https://pixelplex.io/work/blockchain-sup­ply-chain-and-anti-counterfeit-solution/
[4] Pharmaceutical Cold Chain Logistics is a $13.4B Global Industry, Pharmaceutical Commerce, May 2017. Accessed 04.02.2020, https://pharmaceuticalcommerce.com/supply-chain-logistics/pharmaceuti­cal-cold-chain-logistics-13-4-bil¬lion-global-industry/
[5] Cf. ModSense, ‘Solutions’, Modum AG. Accessed 02.02.2020, https://modum.io/solutions/modsense
[6] Cf. Digital Identity, ‘Blockchain Use Cases’, Consensys AG. Accessed 15.01.2020, https://consensys.net/ blockchain-use-cases/digital-identity/
[7] uPort partners with the GLEIF network to launch decentralized corporate identity management, Medium, 05.11.2019. Accessed 21.01.2020 https://medium.com/uport/uport-partners-with-the-gleif-network-to-launch-decentral­ized-corporate-identity-management-2a7a20be3354

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